grazerkunstverein
(Ausstellung)
Eyes
Inge Grognard
29/03 - 24/04/2025, Eröffnung 28/03, 18:00
Eyes ist eine Ausstellung, die sieben großformatige Plakatwände in der Stadt Graz umfasst. Jede dieser Plakatwände zeigt eine Komposition von Augen-Make-up, gestaltet von Inge Grognard. Die Bilder wurden von Grognard selbst hinter den Kulissen während der Vorbereitungen für Laufstege und Modeshootings aufgenommen. Sie konzentrieren sich ausschließlich auf das Auge und lassen alle anderen definierenden Elemente wie Kleidung, Haare, Szenografie und Accessoires weg. Durch diesen Ansatz wird das Auge als isoliertes Motiv hervorgehoben – als Fläche für Komposition, Farbe und Textur –, während gleichzeitig seine Fähigkeit bewahrt bleibt, Emotion und Tiefe zu vermitteln. Durch die Vergrößerung und mehrfache Platzierung im Stadtraum lenkt die Ausstellung die Aufmerksamkeit auf Details, die sonst unbemerkt bleiben könnten.
Make-up hat eine lange Geschichte sowohl als Verzierung als auch als Mittel der Selbstdarstellung – es ist in alltägliche Rituale eingebettet, entwickelt sich jedoch ständig als kreative und kulturelle Praxis weiter. Indem Eyes das Auge isoliert, betont die Ausstellung diese Spannung zwischen Routine und künstlerischer Abstraktion. Losgelöst von ihrem ursprünglichen Kontext rücken die Bilder Make-up als eigenständige visuelle Sprache in den Fokus, anstatt es als unterstützendes Element innerhalb eines größeren ästhetischen Rahmens zu betrachten.
Grognard ist bekannt für ihre rohe, unkonventionelle Herangehensweise an Make-up, bei der sie oft mit Verzerrung, Asymmetrie und untypischen Materialien experimentiert. Eyes hebt diese Motive hervor, indem sie in den städtischen Raum übertragen werden. So werden Passant*innen eingeladen, Make-up nicht nur als bloße Verschönerung zu betrachten, sondern als kraftvollen Akt der Komposition – einen Akt, der es als Ausdruck von Eigenmacht, Ungebundenheit und Empowerment zurückfordert.
Dieses Projekt baut auf einem Konzept auf, das ursprünglich im Jahr 2023 von Julie Peeters für 019 in Gent entwickelt wurde. Die Ausstellung wird von einer neuen Publikation begleitet, die Fotografien von Inge Grognard enthält, die ihr Make-up-Schaffen dokumentieren. Sie wurde von Tom Engels und Julie Peeters herausgegeben und vom Grazer Kunstverein veröffentlicht.
INGE GROGNARD (geb. 1958) ist eine wegweisende belgische Make-up-Künstlerin, deren Einfluss sich über Jahrzehnte der avantgardistischen Mode erstreckt. Als Teenager freundete sie sich mit Martin Margiela an – eine Begegnung, die beide kreative Wege prägte und zu einer 20-jährigen Zusammenarbeit führte, die die rohe, dekonstruktive Ästhetik von Maison Martin Margiela definierte. In den frühen 1980er Jahren wurde Grognard eine zentrale Figur innerhalb der Antwerp Six und arbeitete eng mit Dries Van Noten, Ann Demeulemeester, Walter Van Beirendonck, Dirk Bikkembergs, Dirk Van Saene und Marina Yee zusammen. Ihr unkonventioneller Zugang zur Schönheit – düster, surreal und oft verstörend – wurde zum Markenzeichen der radikalen Identität der belgischen Mode. Grognard hat kontinuierlich konventionelle Schönheitsideale herausgefordert und makellose Perfektion zugunsten von Rohheit, Unvollkommenheit und Subversion abgelehnt. Ihre Arbeit betont häufig Verzerrung, Asymmetrie und unkonventionelle Materialien und überschreitet somit die Grenzen dessen, was traditionell als schön gilt. Über die Antwerp Six hinaus prägte Grognard auch die nächste Generation von Designer*innen der Antwerpener Modeakademie, darunter Raf Simons, Veronique Branquinho, Haider Ackermann, A.F. Vandevorst, Bernhard Willhelm, Christian Wijnants, Demna Gvasalia und Glenn Martens. Ihre Arbeit erstreckt sich über einige der innovativsten Modehäuser, von Balenciaga und Rick Owens bis hin zu Vetements, Y/Project, Eckhaus Latta und Jean Paul Gaultier. Während ihrer gesamten Karriere arbeitet sie eng mit ihrem Lebenspartner, dem Fotografen Ronald Stoops, zusammen.
